Neues Ermittler-Dream-Team & alter Fall
Ein kalter Fall
Anne Holt
Elf Jahre sind vergangen, seit Hanne Wilhelmsen, die eigenwillige Grande Dame der norwegischen Polizei, den Dienst quittierte. Jetzt ist sie, im Rollstuhl sitzend, zurück und bekommt einen neuen Partner zur Seite: Henrik Holme, ausgestattet mit einem messerscharfen Verstand und einem von Tics geplagten Körper.
Die beiden bearbeiten einen Cold Case, das spurlose Verschwinden einer Schülerin vor 18 Jahren. Zugleich geht es im neunten Band der Hanne-Wilhelmsen-Reihe um Ereignisse, die alles andere als kalt sind: um Terroranschläge, die just während der Ermittlung Oslo erschüttern, und um alte Liebe, die bekanntlich nicht rostet.
Für mich war dieses Buch reinstes Krimi-Wellnessprogramm. Ich musste mich bremsen, damit ich es nicht verschlinge, sondern fein genüsslich dosiert lese.
Scheinbar voneinander unabhängige Handlungsstränge flicht Anne Holt geschickt mit einem fesselnden Schreibstil und dramatischer Zuspitzung zu einem komplexen Plot. Die Übergänge der Abschnitte sind mit ihren gelungenen Wortspielen eine Lese-Wonne.
Die Charaktere sind greifbar und mit Ecken und Kanten versehen. Und sie kommen einem – dank der wechselnden Erzähl-Perspektive – nahe. Anne Holt hat das Talent, ihre Figuren nicht episch zu beschreiben, sondern durch sorgsam ausgewählte Gesten, Gewohnheiten, Dialoge atmen zu lassen.
Hut ab, liebe Anne Holt. Ich freue mich auf den nächsten Band, der bereits bei der Buchhandlung meines Vertrauens auf mich wartet.